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20
Mrz

Lesen in der Quarantäne – Teil 4

Besondere Zeiten verlangen besondere Maßnahmen! Und so lud heute der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, der Branchenverband der Verlage, Buchhandlungen und Zwischenbuchhandlungen, zur „Corona-Sprechstunde“ ein.

Sie fand per Videokonferenz, Webinar, Chat oder wie auch immer man es nennen mag statt – auf jeden Fall aber digital und eben dort, wo es derzeit nur möglich ist: im Home Office und aus den Home Offices heraus.

Gesprächspartner*innen waren neben Karin Schmidt-Friderichs, der Vorsteherin des Börsenvereins, Hauptgeschäftsführer Alexander Skipis und Justiziar Christian Sprang.

Torsten Casimir, Chefredakteur des Verbandsmagazins „Börsenblatt“, hat die Runde mit seinem Kollegen Kai-Uwe Vogt moderiert. Und wir wollten von Torsten Casimir wissen: Wie war’s? Aber wir wollten natürlich auch erfahren: Wie geht’s in diesen Zeiten?

Wie arbeitet es sich im Home Office? Was hat sich für Sie im Alltag besonders verändert?

Ich bin jetzt seit drei Tagen im Home Office und stelle fest: Das ist ein völlig neues Arbeiten! Was mich überrascht hat: Die Zusammenarbeit mit meinen Kolleg*innen ist noch intensiver geworden. Auch wenn es paradox klingt: Distanz bringt einen offensichtlich näher. Wir treffen uns in virtuellen Redaktionskonferenzen, wir chatten in den unterschiedlichsten Konstellationen. Alles wirkt auf mich lebendiger, quirliger.

Haben Sie Tipps für Kolleg*innen in der Branche, wie man kreativ mit der aktuellen Situation umgehen kann?

Zuallererst ist wichtig, dass man mental „über Wasser“ bleibt. Auf Bücher und Buchhändler*innen wird in diesen Tagen mit ganz viel Sympathie geschaut, es gibt Solidarität und Zuspruch. Dieser sehr positive Blick von den Leser*innen auf das, was Verlage und Buchhandlungen so tun, kann auch noch einmal unseren Blick schärfen: Die Menschen vermissen gerade, was die Buchbranche in normalen Zeiten für sie leistet.

Wir erfahren in dieser Krisensituation eine hohe Wertschätzung. Und wir müssen natürlich schauen, wie wir diese Wertschätzung bewahren über den Moment hinaus.

„Support your local Dealer!“ – das ist jetzt wichtig. Denn trotz teilweiser schon in Kraft getretener Ausgangssperren kann immer noch Ware bestellt und an die Kundschaft ausgeliefert werden.

Besonders wichtig ist es jetzt, dass Verleger*innen und Buchhändler*innen miteinander reden. Es geht darum, eine Balance, einen Interessenausgleich zu finden. Und dazu gehört, die Situation, und jetzt vor allem auch: die Nöte, des anderen zu verstehen. Denn alle in der Branche sind jetzt wirtschaftlich stark herausgefordert.

Sie haben vor wenigen Stunden eine Videokonferenz moderiert, in der hochrangige Vertreter*innen des Börsenvereins Auskunft gaben zu drängenden Fragen der Mitglieder. Was waren denn die wichtigsten Themen?

Es gab verschiedene Themenblöcke. Von den Buchhändler*innen kamen Fragen wie: Wie sind die Öffnungszeiten für die Buchhandlungen aktuell geregelt? Kann ich weiterhin mit dem Bioladen um die Ecke kooperieren, bei dem meine Kund*innen ihre Bücher abholen? Darf ich weiter direkt liefern?

Rechtliches und Finanzielles ist natürlich relevant: Habe ich die Möglichkeit, Kredite oder Überbrückungen zu bekommen? Welche Änderungen im Insolvenzrecht wurden mit Rücksicht auf die besondere Situation vorgenommen? Sind Senkungen der Krankenkassenbeiträge möglich? Was ist mit den Gewerbemieten, kann ich die kürzen?

Und natürlich war das geplante 40-Milliarden-Euro-Paket der Bundesregierung Thema, bei dem ein Teil des Geldes an die Kreativwirtschaft fließen wird, darunter eben auch an Verlage und Buchhandlungen. Noch ist nicht klar, wie viel Geld in der Buchbranche ankommt. Aber nach allem, was ich höre, soll es sehr einfache Antragswege geben – auch für Unterstützungsleistungen, die nicht zurückgezahlt werden müssen.

Hilfreich ist in unserem föderalen System auch der Blick in die Länder: Welche Möglichkeiten gibt es in meinem Bundesland? Dabei ist es jetzt ganz wichtig, keine Antragsmöglichkeiten zu verpassen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Mittlerweile ist das Video der Veranstaltung auch online verfügbar: https://www.youtube.com/watch?v=vjrTBxFUQFc.   /mv

Unser Gesprächspartner Torsten Casimir


(Copyright: Werner Gabriel)